Verkehr | 7. Juni 2016

10er statt 3er in der Weissen Arena

Seilbahn ersetzt Sessellift in Laax

Mit einer über drei Kilometer langen Gondelbahn von Sogn Martin nach La Siala wurde das Wintersportangebot im Skigebiet Laax modernisiert und erweitert – angetrieben von einem ABB-Frequenzumrichter.

Skifahren zählt zu den liebsten Freizeitvergnügen in der Schweiz. Nicht ganz «Alles fährt Ski», wie Vico Torriani in seinem Gassenhauer in den 1960er-Jahren sang, aber in einer Umfrage gab über ein Drittel der Schweizer Bevölkerung an, sich bisweilen die Alpinski anzuschnallen und dem Spass auf der Piste zu frönen.

Davon gibt es im zusammenhängenden Skigebiet von Flims, Laax und Falera reichlich. Hier haben die Gäste 225 km Abfahrten auf rund 90 Pisten zur Auswahl. 29 Bahnen bringen Skifahrer und Snowboarder dafür in die Höhe.

Auf die Wintersaison 2015/16 hin hat die Weisse Arena AG, die Betreiberin des Skigebiets, eine weitere zukunftsträchtige Investition realisiert: Der seit 1982 in Betrieb stehende Sessellift auf die Station La Siala wurde durch eine hochmoderne 10er-Gondelbahn ersetzt. Mit gut 3,3 km Länge ist sie um einiges länger als der alte Sessellift und erschliesst damit die Region um La Siala weit besser. Mit einer Förderleistung von künftig bis zu 2400 Personen pro Stunde kann auch die Transportkapazität um bis zu einem Drittel erhöht werden.

Getriebeloser 18-t-Motor

Die Bergstation liegt auf gut 2800 Metern über dem Meer. Hier wurde auch der 18 t schwere Elektromotor mit einer Nennleistung von 860 kW für die Seilbahn installiert. Das Besondere daran: Er kommt ohne Getriebe aus. Seine Ausgangswelle ist direkt mit der Seilscheibe verbunden.

Die Steuerung dafür hat die Firma Sisag entworfen und realisiert – mit Frequenzumrichtern von ABB für den Antrieb des Motors. «Wir hatten bereits für getriebelose Sesselliftmotoren in St. Moritz und Zermatt sowie für zwei Sessellifte in Laax Steuerungen mit ABB-Frequenzumrichtern entwickelt und damit gute Erfahrungen gesammelt», erklärt dazu Ramon Russi, bei Sisag verantwortlich für den Verkauf in der Seilbahnbranche.

Die Vorteile eines getriebelosen Antriebs liegen in der etwas besseren Gesamtenergieeffizienz, im minimalen Wartungsaufwand, da keine Getriebewartung und somit kein Getriebeölwechsel nötig ist, sowie in der hohen Laufruhe und der geringeren Geräuschemission. Dafür weist der Motor vergleichsweise grosse Masse auf. In La Siala sind auf der Netzseite drei parallel geschaltete Frequenzumrichtermodule ACS800 mit zwei Filtermodulen eingebaut. Weitere vier identische Frequenzumrichtermodule sind auf der Motorseite installiert.

Auf Energieeffizienz getrimmt

«Uns ist es natürlich ein Anliegen, unsere Transportsysteme möglichst energieeffizient zu betreiben – sowohl aus ökologischen wie auch aus ökonomischen Überlegungen», betont Vitus Walder, technischer Leiter der Weisse Arena Bergbahnen AG. So hat Sisag eine Steuerung realisiert, mit der die Geschwindigkeit der Gondelbahn abhängig vom Personenaufkommen gesteuert wird – automatisch reguliert durch die Parameter, die vom Drehkreuz beim Eingang übermittelt werden. Eine etwas langsamer fahrende Bahn braucht um einiges weniger elektrische Energie. «Allzu sehr wollen wir sie im Sinne des Komforts der Gäste selbstverständlich nicht drosseln. Wir haben einen Korridor von mindestens vier bis maximal sechs Metern pro Sekunde definiert», so Walder. Die Umdrehungszahl des Seilbahnmotors bestimmen die ABBUmrichter mit der Regelung der Frequenz.

«Für die Sicherheit sind auch Funktionen wie eine Seillagenüberwachung auf den 18 Stützen installiert», ergänzt Russi. Damit kontrolliert das Steuerungssystem die Lage des Förderseils in den Rollen. In der Talstation Alp Sogn Martin wurde zudem eine vollautomatische Garagierung realisiert, um die 70 Seilbahnkabinen vor der Witterung geschützt sicher unterzubringen.

Die Talstation wartet mit einer weiteren Besonderheit auf: Die Südfassade ist auf einer Fläche von rund 200 m² mit Photovoltaikpanels bestückt, insgesamt 18 kWp. «Diese Fassadenintegration ist für unsere Zwecke die ideale Lösung», führt Walder aus. Das Solarkraftwerk sei für den Winter optimiert, wenn die Seilbahn in Betrieb sei und der Strom lokal genutzt werden könne. «Im Unterschied zu einer Dachmontage kann an der senkrechten Fassade der Schnee die Sonneneinstrahlung nicht blockieren. Im Gegenteil: Mit der tief stehenden Wintersonne wird die Einstrahlung durch die Schneereflexion noch intensiviert.»

Über das ganze Jahr gesehen, liegt der Ertrag einer Photovoltaikanlage in den alpinen Höhenlagen etwa ein Viertel über jenem im Schweizer Mittelland, aufgrund der Absenz von Hochnebel, der zusätzlichen Reflexion durch den Schnee und der tieferen Temperaturen, die für die Umwandlungseffizienz der Solarzellen besser sind. Betrachtet man nur das Winterhalbjahr, fällt die Differenz zum Mittelland noch weit grösser aus.