Interview | 23. April 2014

«Hohes Einsparpotenzial durch Gebäudeautomation»

Professor Dr.-Ing. Martin Becker im Interview

Was kann Gebäudeautomation für die Energieeffizienz leisten?

Die Gebäudeautomation liefert den technischen Werkzeugkasten, um mit entsprechender Hardware, Software und Dienstleistungen Gebäude und deren Anlagen energieeffizient zu betreiben. Dazu bedarf es unter anderem eines geeigneten Energiemonitorings.

 

Welche Bedeutung hat das Energiemonitoring?

Energiemonitoring muss als wichtige Grundlage für ein kontinuierliches Energiecontrolling bereits in der Planung mitberücksichtigt werden. Hierbei ist auch frühzeitig zu klären, in welchem Mass das Energiemanagement in das gesamte Gebäudemanagement-Konzept eines Unternehmens integriert wird. Ein Energiemonitoring-Leitfaden sollte bei der Planung verbindlich berücksichtigt werden. Neben technischen Aspekten geht es somit auch um organisatorisch-strategische Aspekte, die letztlich die Unternehmensleitung vorgeben muss.

 

Welche Aufgaben und Lösungen werden in Zukunft wichtiger?

Wichtig ist ein Gewerke übergreifendes Gesamtautomationskonzept für das Gebäude, um damit ein abgestimmtes Energie- und Gebäudemanagement umsetzen zu können. Zukünftig sollte viel mehr vom Nutzen her konzipiert werden, um bedarfsgeführte Automatisierungsstrategien umsetzen zu können. Dies hilft auch, die Wirkungsweise einer Gebäudeautomation für einen effizienten Betrieb zu verstehen, und führt letztlich zu einer höheren Nutzerakzeptanz.

 

Wie hoch sind heute die Einsparungen, die mit einer auf Energieeffizienz ausgelegten Gebäudeautomation möglich sind?

Das Einsparpotenzial hängt stark von Nutzung, Nutzerverhalten und sonstigen Randbedingungen wie Bauphysik oder Anlagenausführung ab. Wenn im privaten Wohnungsbau Nutzer bereits sehr energiebewusst agieren, kann Automation zusätzlich kaum Energie einsparen. Dagegen sind bei Nicht-Wohngebäuden zum Teil erhebliche Einsparungen möglich, die durchaus über 20 % liegen können, in der Praxis aber vielfach leider nicht genutzt werden.

 

Wie entwickelt sich das Verhältnis zwischen Nutzer und Gebäude bis zum Jahr 2050?

Der Mensch wird sicherlich viel passender durch Gebäudetechnik unterstützt werden, als dies heute der Fall ist. Nicht der Mensch sollte sich auf die Technik einstellen müssen, sondern vielmehr sollte sich die Technik auf den Menschen und seine Bedürfnisse einstellen.