Infrastruktur | 23. Juni 2021

Energieverteilung in höchster Qualität

Der Erfolg eines Projekts ergibt sich zum einen aus der Qualität und Funktionalität der Technik und zum anderen aus der kooperativen Zusammenarbeit der involvierten Partner. Das Kantonsspital Winterthur ist mit seiner umfassenden Stromversorgung für kritische Anwendungen ideal, um das komplette Leistungsspektrum von ABB Schweiz im Bereich der Energieverteilung zu präsentieren.

Das Kantonsspital Winterthur (KSW) betreut über 260‘000 Personen im Jahr. Der Spatenstich für den Ersatzbau des alten KSW-Bettenhauses, das nach über 45 Betriebsjahren weder für die Pflege noch baulich zeitgemäss genutzt werden konnte, fand im November 2016 statt. Das neue Gebäude besteht aus einem langgestreckten, neungeschossigen Bettentrakt samt Neonatologie, Geburtenabteilung und Dialysestation. Daran schliesst rechtwinklig ein sechsgeschossiger Eingangstrakt mit Untersuchungs- und Behandlungsräumen sowie OP-Bereich an, der auch als Bindeglied zu den bestehenden Gebäuden und als neuer Haupteingang des KSW dient. Für das neue Bettenhaus und weitere Teilprojekte hat der Kantonsrat damals rund 350 Millionen Franken bewilligt. Unter Federführung des kantonalen Hochbauamts wurde das Projekt der Generalplaner Rapp Architekten AG und Butscher Architekten AG aus Basel umgesetzt.

«Die Herausforderung in diesem Projekt widerspiegelt sich für mich vor allem in der Grösse und in der langen Bauzeit.»

Anspruchsvolle Elektroplanung

Für die Elektroplanung im KSW zeichnet sich die HKG Engineering AG aus Aarau verantwortlich. HKG verfügt über grosse, langjährige Erfahrung im Spitalbau und konnte in ihrer Firmengeschichte bereits diverse mittlere bis grosse Spitalbauten nach modernsten Planungsansätzen realisieren. Trotzdem stellen Projekte in dieser Komplexität immer eine spannende, individuelle Herausforderung dar. «Auch für ein renommiertes Ingenieurbüro wie unseres ist ein solch komplexes Spitalprojekt keine alltägliche Aufgabe, dafür sehr interessant», sagt HKG-Gesamtprojektleiter Reto Schmitter über die Aufgabe seines Büros. Lars Fink, Fachbauleiter Elektro von HKG, ergänzt: «Die Herausforderung in diesem Projekt widerspiegelt sich für mich vor allem in der Grösse und in der langen Bauzeit. Natürlich spielt auch die Qualität der Produkte eine grosse Rolle sowie die Verfügbarkeit von Ersatzteilen für den Unterhalt. Denn an wohl keinem anderen Ort ist der Mensch in dem Masse von der Technik abhängig wie in einem Spital. Entsprechend hoch sind die Anforderungen.»

Unterstützung bei der Konzeption

ABB Schweiz unterstützte die Fachplaner des KSW-Projekts beim Detailengineering und dem Design des gesamten Energieversorgungs-Konzepts. Dazu gehörten die Dimensionierung der fünf Mittelspannungstrafos (4×1000 kVA und 1×1250 kVA), die Berechnung, Dimensionierung und Auslegung der Mittelspannungs-Hauptverteilungs-Anlage, der NSHV und von zwei Hauptverteilungen sowie die Auslegung der drei unterbrechungsfreien Stromversorgungen (2×120 kVA, 1×160 kVA), die für die allgemeine und medizinische Infrastruktur den unterbrechungsfreien Betrieb jederzeit sicherstellen.

Linke Seite: USV-Anlage / Rechte Seite: MNS 3.0 Anlage

Herausforderung Lieferung der Infrastruktur

Aufgrund der Projektgrösse und der relativ langen Bauzeit mit ihren verschiedenen Phasen lag für ABB die Herausforderung insbesondere darin, das richtige Material für die unterschiedlichen Anwendungen zur richtigen Zeit zu liefern. Lukas Huber, Project Manager ABB Schweiz, weiss einiges darüber zu berichten: «Zu unserem Lieferumfang gehörten die Mittelspannungs-Schaltanlagen vom Typ UniGear ZS8.4, die mit ihren sieben Feldern und zusammen mit den fünf Mittelspannungs-Trafos die Grundlage der Energieversorgung bilden. Hinzu kommen die NSHV und zwei Niederspannungs-Hauptverteilungen vom Typ MNS 3.0 mit insgesamt 64 Feldern sowie drei weitere zusätzliche, ebenfalls redundante PurePulse USV-Anlagen vom Typ SG. Nicht alltäglich war die Lieferung der Niederspannungs-Hauptverteilung. Es war baulich und terminlich nicht möglich, die Anlage komplett gefertigt in das Gebäude zu bringen. So wurde sie gestaffelt geliefert, und ABB machte die finalen Ausbauten sowie die Prüfung direkt auf der Baustelle im dritten Untergeschoss. Das war eine echte Herausforderung.»

Flexibilität auch bei ergänzenden Lieferaufträgen

Neben allen Komponenten der Schaltgerätekombination gehörten in der Ausschreibung auch die Touchpanel zur Steuerung der Operationssäle sowie die Standverteiler zum Lieferumfang von ABB. Realisiert wurde diese Lieferung in Kooperation mit der Firma Optec AG. Mit den Touchpanels lässt sich die gesamte Technik im Operationssaal inklusive RGB-Farben der Beleuchtung steuern. Ebenfalls im Auftrag von ABB enthalten war die komplette Lieferung der Stockwerk-Unterverteilungen, die vom Elektrounternehmen Burkhalter Zürich AG installiert wurden, sowie die Starkstrom-Erschliessungen dieser Unterverteilungen, die von Melcom AG verlegt und angeschlossen wurden. Natürlich kommen auch darin Komponenten von ABB zum Einsatz, wie die sehr beliebte und seit Jahren auch im Spital Winterthur bewährte Endstromkreisverteilung vom Typ SMISSLINE. Zudem sind in den Verteilern ABB i-bus® KNX-Komponenten installiert, die für die intelligente Gebäudesystemsteuerung von Licht und weiteren Anlagen zuständig sind.

Touchpanel der Marke «Bender» aus dem Lieferlos von Optec

«Dass die Technologie von ABB die technischen Anforderungen erfüllen kann, daran zweifelt bei uns niemand.»

Kultur der Zusammenarbeit

«Projekte wie das KSW sind für alle involvierten Partner eine interessante Herausforderung, und Corona hat uns die Arbeit nicht leichter gemacht», fasst Lars Fink, Fachbauleiter bei der HKG Engineering AG Aarau, das Engagement aller Beteiligten zusammen. «Dass die Technologie von ABB die technischen Anforderungen erfüllen kann, daran zweifelt bei uns niemand. In einem solch komplexen Projekt ist aber auch die kooperative Zusammenarbeit aller involvierten Firmen ein wichtiger Faktor, ohne sie nützt auch die beste Technik nichts. Die Zusammenarbeit hat im KSW-Projekt hervorragend funktioniert. Ich denke, es können alle stolz sein, wenn die Anlagen in Kürze in mängelfreiem Zustand der Bauherrschaft übergeben werden.»