Industrie | 19. Mai 2025

Iseli in Schötz sorgt fĂŒr scharfe SĂ€gen auf allen Kontinenten

Mit innovativen Lösungen zum SchĂ€rfen von SĂ€gen erfolgreich auf dem Weltmarkt: Das inhabergefĂŒhrte KMU Iseli & Co. AG im luzernischen Schötz exportiert mehr als 95 Prozent ihrer SchĂ€rfmaschinen. In zwei ihrer Hightech-Komplettlösungen integriert Iseli einen ABB-Roboter fĂŒr die vollautomatische Bearbeitung von KreissĂ€geblĂ€ttern.

Das SchĂ€rfen und Bearbeiten von SĂ€gen ist eine Wissenschaft fĂŒr sich – jedenfalls von SĂ€gen, die im industriellen Einsatz höchsten AnsprĂŒchen genĂŒgen und möglichst lange prĂ€zise und zuverlĂ€ssig funktionieren mĂŒssen. Zahnbrust und ZahnrĂŒcken wollen ebenso geschliffen werden wie die Flanken. Manche SĂ€gen haben gar WinterzĂ€hne – das sind SpezialzĂ€hne fĂŒr gefrorenes Holz. Und das alles mit unterschiedlichsten Geometrien und Winkeln.

Familienunternehmen mit rund 50 Mitarbeitenden

In dieser hoch spezialisierten Nische hat sich die Iseli & Co. AG in Schötz weltweit einen Namen geschaffen. Mit ihren CNC-Maschinen fĂŒr das SchĂ€rfen. Spannen, Richten und teils HartmaterialbestĂŒcken von Band-, Gatter- und KreissĂ€gen – sowohl fĂŒr Produktion wie auch Service der SĂ€gen – ist das Familienunternehmen mit rund 50 Mitarbeitenden ein «Hidden Champion». Iseli-Maschinen schĂ€rfen und bearbeiten SĂ€gen auf allen bewohnten Kontinenten.

Simon Dubach, Softwareentwickler Iseli, Hekuran Stojkaj, Verkauf Robotics Schweiz, und Nils Hartmann, Leiter Entwicklung Iseli, in einer Roboterzelle in Schötz (v.l.n.r.).

Eduard Iseli senior grĂŒndete die Firma im Jahr 1945. Heute ist Philipp Iseli in dritter Generation GeschĂ€ftsfĂŒhrer des Familienunternehmens, das weltweit Partner fĂŒr Vertrieb und Service hat. Die Schweiz spielt als Markt mit weniger als fĂŒnf Prozent des Umsatzes eine untergeordnete Rolle. VerstĂ€ndlich, denn die bedeutenden Hersteller von SĂ€gen fĂŒr den industriellen Einsatz beziehungsweise die grossen SĂ€gereibetriebe – die im Service ihrer SĂ€gen auf Lösungen von Iseli setzen – sind in den umliegenden EuropĂ€ischen LĂ€ndern sowie in Kanada, USA, SĂŒdamerika, Neuseeland und weiteren waldreichen Nationen angesiedelt. Im Jahr 2023 etablierte die Iseli & Co. AG einen Ableger in Ungarn fĂŒr die Montage der mechanischen und hydraulischen SchĂ€rf- und Bearbeitungsmaschinen.

Grosses Entwicklungsteam

Ganze 20 Prozent der Belegschaft in Schötz sind in der Entwicklung beschĂ€ftigt. «Unser Erfolg basiert auf unserer hohen technischen Kompetenz und â€čMade in Switzerlandâ€ș, die wir stetig auf die wachsenden KundenbedĂŒrfnisse hin weiterentwickeln», so Nils Hartmann, Leiter Entwicklung von Iseli.

Nils Hartmann mit einigen der unterschiedlichen KreissÀgeblÀttern, welche die Station automatisch schÀrfen kann.

Eine Kundenanfrage war denn auch der Ausgangspunkt fĂŒr die Realisierung der voll automatisierten SchĂ€rfmaschinen fĂŒr KreissĂ€geblĂ€tter mit ABB-Robotern. «Ein Kunde in Schweden war Anfang der 2010er-Jahre auf der Suche nach einer Automatisierungslösung fĂŒr das SchĂ€rfen von KreissĂ€geblĂ€ttern», erinnert sich Benno Iseli, damals Leiter Entwicklung und heute VerwaltungsratsprĂ€sident der Iseli & Co. AG. «ABB als schweizerisch-schwedischer Konzern und fĂŒhrender Anbieter von Industrierobotern war dafĂŒr der logische Partner, auch im Hinblick auf den kĂŒnftigen Service vor Ort.»

Der ABB-Roboter fĂŒhrt die KreissĂ€geblĂ€tter ...

Robotics ABB Schweiz von Beginn an dabei

Robotics ABB Schweiz unterstĂŒtzte die Konzeption dieser Automatisierungslösung mit Simulationen in RobotStudio, die Iseli dem potenziellen Kunden prĂ€sentieren konnte. Zu einem Auftrag kam es damals nicht, aber die Iseli & Co AG hatte Gefallen an diesem Ansatz gefunden und war von den Marktchancen dieser Idee ĂŒberzeugt. So entschied sich das KMU zur deren Weiterentwicklung. «DafĂŒr haben wir auf ABB gesetzt, aufgrund der guten Erfahrungen mit den Schweizer Robotics-Fachleuten bei der initialen Konzeption und der internationalen PrĂ€senz des Unternehmens», sagt Benno Iseli.

«DafĂŒr haben wir auf ABB gesetzt, aufgrund der guten Erfahrungen mit den Schweizer Robotics-Fachleuten bei der initialen Konzeption und der internationalen PrĂ€senz des Unternehmens.»

So konnte die Iseli & Co, AG an der LIGNA, der weltweit fĂŒhrenden Messe fĂŒr die Holzbearbeitungsindustrie, die alle zwei Jahre in Hannover stattfindet, die erste automatisierte Iseli Schleifmaschine fĂŒr KreissĂ€gen prĂ€sentieren. Die ist mit einem IRB 4600 von ABB ausgerĂŒstet, der sich durch seine Vielseitigkeit und Geschwindigkeit auszeichnet. Der Roboter fĂŒhrt die KreissĂ€geblĂ€tter der Schleifmaschine zu und entnimmt sie auch wieder vollautomatisch – bis zu 70 BlĂ€tter pro Stapel. Je nach Bearbeitung und Grösse der SĂ€geblĂ€tter dauert ein Zyklus zwischen 4 bis 40 Minuten.

... der SchÀrfmaschine zu.

Erster Kunde an fĂŒhrender Messe gewonnen

Mit dem Messeauftritt konnte die Iseli & Co. AG den ersten Kunden fĂŒr diese innovative Lösung gewinnen, die 2016 ausgeliefert wurde. Inzwischen hat Iseli mehrere vollautomatische, mit einem ABB-Roboter ausgerĂŒstete Handlingsysteme fĂŒr das Beladen der Schleifmaschinen des Typs KHB 300 beziehungsweise KHF 300 verkauft. «Zusammen mit unserem Komplettbearbeitungscenter, der KMU 100 fĂŒr das Schleifen der wirklich grossen KreissĂ€gen – bis zu 1800 mm Durchmesser – sind die drei automatisierten Zellentypen mit dem ABB-Roboter unsere absoluten High-End-Lösungen fĂŒr den Weltmarkt», so Hartmann. Iseli fĂŒhrt drei robotergesteuerte Handlingsysteme im Portfolio, die mit ihren SchĂ€rfmaschinen kombiniert werden können.

«Die Roboter programmieren wir selbst fĂŒr ihre Aufgaben beim BestĂŒcken der Schleifmaschine», erklĂ€rt Simon Dubach, Softwareentwickler bei der Iseli & Co. AG. Dabei ist eine Vielzahl von Parametern zu berĂŒcksichtigen, kann der Roboter doch SĂ€geblĂ€tter mit unterschiedlichen Bohrungen, Formen, und Durchmessern von bis zu 820 Millimeter greifen. Der Bediener kann dann die Anlage bequem ĂŒber ein Webinterface Steuern.

Simon Dubach beim Bedienpanel.

Hohe Fertigungstiefe

Auch das Greifwerkzeug dafĂŒr haben die Mitarbeitenden der Iseli & Co. AG selbst entwickelt. Das funktioniert sensorgesteuert mit Magnetismus und Druckluft. Ohnehin ist die hohe Fertigungstiefe der Iseli & Co. AG bemerkenswert. FrĂ€sen, Drehen, Schleifen wird alles vor Ort selbst geleistet, auch die Verpackungsarbeiten fĂŒr den Export. «Einzig einige Blechbearbeitungen vergeben wir an Partnerfirmen in der Umgebung», sagt Hartmann.

So bewĂ€hrt sich Hightech eines KMU in der Zentralschweiz auf dem Weltmarkt – auch mit der Integration von ABB-Robotern fĂŒr die Handling-Automation der ambitioniertesten Komplettbearbeitungen.