| 8. August 2016

Schnee aus dem See

Weisse Pisten in trockenen Wintern dank Naturspeichersee und Antriebslösung von ABB

Weiss waren sie nicht, die Weihnachten 2015 in St. Moritz. Skifahren konnte man trotzdem – dieses Jahr unter anderem dank einem neu angelegten Naturspeichersee im Val Schlattain. Dies ist die Geschichte, wie aus einem See Schnee entsteht.

Als wäre ein Stück Himmel ins Oberengadin gefallen, liegt auf 2500 m. ü. M. der kleine Bergsee Lej Alv im Val Schlattain und spiegelt die Wolken. Das ist nichts Neues. Neu ist der künstlich angelegte Naturspeichersee gleich nebenan – der Lej Alv hat vergangenes Jahr einen grossen Bruder bekommen. Und was für einen: Der künstliche Naturspeichersee hat eine Fläche von sieben Fussballfeldern, ist 10 m tief und fasst 400 000 m³ kristallklares Bergwasser.

«Der Naturspeichersee hat uns den Winter gerettet», sagt Adrian Jordan, Leiter Technik bei Engadin St. Moritz Mountains AG, dem viertgrössten Bergbahnunternehmen der Schweiz. Als wären die Frankenstärke, der Rückgang von Skilagern und die Konkurrenz von anderen, neuartigen Winterferien-Destinationen (es grüssen die Golfstaaten) nicht genug, kämpfen viele Schweizer Bergbahnbetriebe auch mit dem Schneemangel – vor allem in der ersten Hälfte des Winters.

« Der Naturspeichersee hat uns den Winter gerettet. »

Schneesicherheit entscheidend

Für die Engadin St. Moritz Mountains AG ist die Gewährleistung der Schneesicherheit Teil der Unternehmensstrategie. Darum veranlasste das Bergbahnunternehmen den Bau des Naturspeichersees, dessen Wasser, falls nötig, für die Produktion von Kunstschnee verwendet werden kann. Dieses Jahr war es nötig: Ohne Kunstschnee wären viele Wintersporttouristen den Bergbahnen von St. Moritz bis Januar ferngeblieben – mangels genügend Schnee auf den Pisten.

Über 700 000 m³ Wasser wurde dem Naturspeichersee in der vergangenen Saison für die Kunstschneeproduktion entnommen – man hat ihn also beinahe zweimal entleert und wieder aufgefüllt. Das Seewasser wird in der Pumpstation von Lej Alv gefiltert und danach durch einen Kühlturm gepumpt. Das Kühlsystem steigert den Wirkungsgrad der Beschneiungsanlage, erhöht also deren Energieeffizienz. Danach wird das Wasser in das 50 km umfassende, unterirdische Wasserrohrnetzwerk zu den Schneeerzeugern gepumpt.

Mindestens 2 m unter der Erdoberfläche müssen die Rohre verlaufen; ansonsten würde das Wasser an kalten Wintertagen einfrieren und die Leitungen zu den Schneeerzeugern blockieren. Man sage «Schneeerzeuger», nicht «Schneekanonen», hält Reto Bieri, Pistenchef und Zuständiger für die Beschneiung bei der Engadin St. Moritz Mountains AG fest; schliesslich seien wir ja nicht im Krieg. Im Einzugsgebiet der neuen Pumpstation stehen Schneeerzeuger von Demaclenko – einem Unternehmen, das die gesamte elektrohydraulische Ausrüstung im Lej Alv-Gebiet eingerichtet hat.

Energieeinsparung von 16 %

Ein Arsenal von 250 Schneeerzeugern hat die Engadin St. Moritz Mountains AG. Und deren Wasserversorgung braucht heute 2 GWh weniger Energie dank der Möglichkeit, Wasser im neuen See zwischenzuspeichern. Das entspricht für das Unternehmen einer Senkung des Energieverbrauchs um 16 %.

Die Motoren der Pumpen und die Frequenzumrichter der Pumpstation Lej Alv stammen von ABB. Die Frey AG Stans hat die Steuerung der Schneeanlagen, sprich: die ganze elektrische Installation auf der Niederspannungsseite, realisiert. Im Pumpsystem wurden bewährte ABB-Technologien eingesetzt. Die Qualität der ABB-Produkte habe überzeugt, sagt Adrian Jordan und fügt an: «ABB-Produkte sind zuverlässig und kostengünstig im Unterhalt.» Markus Meili, Geschäftsführer der Engadin St. Moritz Mountains AG, ergänzt, dass er sich im Notfall auf das ABB-Servicepersonal verlassen könne. Aus diesen Gründen habe sich das Bergbahnunternehmen für ABB-Produkte entschieden.

Sicherheit grossgeschrieben

Seit etwa 25 Jahren stellt ABB keine ganzen Systeme mehr für die Bergbahnausrüstung her, sondern konzentriert sich auf essenzielle Produkte für Bergbahnen und Beschneiungsanlagen. Elektromotoren, Frequenzumrichter, Stromrichter, aber auch Softstarter sind heute im ABB-Portfolio enthalten. Für Unternehmen, die eine Solaranlage in ihren Betrieb integrieren wollen, liefert ABB zudem Solarumrichter. Auch für die dazugehörende Energietechnik ist ABB mit einem vollständigen Produktportfolio vom Mittelspannungsschalter bis zur Energieverteilung präsent. Oberstes Gebot bei ABB-Produkten: die Sicherheit. «Jeder Unfall ist einer zu viel. Dies gilt ganz besonders bei der Personenbeförderung», sagt Ueli Spinner, Verkaufsleiter Grosskunden bei ABB Schweiz im Bereich der Industrieautomation. Verschiedenste Sicherheitsfunktionen sind deshalb in ABB-Antrieben integriert.

Damit die Systeme mit grösstmöglicher Zuverlässigkeit funktionieren, bietet ABB zudem regelmässige Wartungsarbeiten an und kümmert sich um den Unterhalt von elektrischen Geräten. «Staub», weiss Ueli Spinner, «ist der Feind der Elektronik.» Bei Frequenzumrichtern müssen daher Staubablagerungen regelmässig entfernt, Lüfter ausgewechselt und Kondensatoren ausgetauscht werden.

«Wir tun alles, dass der Extremfall nicht eintrifft», sagt Ueli Spinner und meint damit ein Versagen der Technik. «Doch was passiert, wenn es eben doch mal passiert?», fügt er an. Für Bergbahnkunden von ABB sei es wertvoll, zu wissen, dass sie mit ABB einen Geschäftspartner haben, der jederzeit für den Eventualfall vorbereitet sei. Dank einer 24/7-Service-Hotline ist ein Pikettdienst zu jeder Zeit erreichbar und kann schnell und zuverlässig reagieren.