Energietechnik | 16. Juli 2018

Modernisierung in hohem Tempo

Schutz- und Leittechnik für das Unterwerk Lalden

Das Unterwerk Lalden gewährleistet die Stromverteilung für den Produktionsstandort von Lonza in Visp. Die Schutz- und Leittechnik der Anlage wurde im vergangenen Herbst mit ABB-Lösungen auf den aktuellen Stand gebracht.

Beim Oberwallis denken viele Menschen aus dem Mittelland spontan wohl als Erstes an sonniges Klima, Berge, Wintersport, Natur und Erholung. Aus dem Alpental kommt aber auch Spitzentechnologie: Der internationale Chemie- und Pharmakonzern Lonza betreibt in Visp einen grossen Standort mit mehreren Produktionsstätten. Nicht weit davon entfernt, in Gampel, liegt der Geburtsort des über 120 Jahre alten Unternehmens.

Lonza stellt in Visp eine breite Palette von Stoffen her, von Hygiene- und Konsumgütern über Beschichtungen und Verbundstoffe bis hin zu Konservierungsmitteln und Produkten zum Schutz von Agrarprodukten und anderen natürlichen Ressourcen. Sehr stark wachsende Bedeutung hat zudem die Produktion für den Pharma- und Biotechnologiebereich. Dazu gehören zum Beispiel Stoffe, die zielgenau Tumorzellen angreifen und in Krebsmedikamenten Verwendung finden.

Die nötige Energie aus dem Stromnetz für den Betrieb der Lonza-Anlagen verteilt unter anderem ein Unterwerk am Rand des Werksgeländes, das sich auf dem Boden der Gemeinde Lalden befindet. Es gehört zu ähnlichen Anteilen der Lonza und dem regionalen Netzbetreiber Valgrid. Letzterer ist im Mehrheitsbesitz des Energieunternehmens FMV, das auch die Geschäfts- und Betriebsführung von Valgrid verantwortet.

Das Unterwerk mit einer 65-kV-Schaltanlage von ABB wurde Mitte der 1990er-Jahre gebaut. Neben der Bedeutung für den Lonza-Standort ist die Anlage ein wichtiger Knotenpunkt im Oberwalliser Stromnetz. Hier kommen Leitungen aus drei Unterwerken der nächsthöheren Spannungsebene zusammen.

«Die effiziente Umrüstung stand für uns im Vordergrund.»

Herausfordernder Zeitplan

Die Schutz- und Leittechnik zur Überwachung und Steuerung des Unterwerks stammt ebenfalls von ABB. Sie gewährleistet seine Anbindung an die Netzleitstelle von FMV in Chalais. Zudem können die Technikverantwortlichen von Lonza einzelne Felder der Schaltanlage lokal vom Werksgelände aus steuern. Nach über 20 Jahren im Betrieb war die Sekundärtechnik allmählich am Ende ihrer Lebensdauer angelangt. FMV und Lonza entschlossen sich darum zu ihrer Modernisierung.

«Dabei stand für uns vor allem die effiziente Umsetzung im Vordergrund. Die Umrüstung musste innerhalb eines besonders engen Zeitrahmens und natürlich im laufenden Betrieb erfolgen – wie bei solchen Vorhaben üblich», beschreibt Roger Holzer die Herausforderung. Er war als Leiter Energiemanagement & Stromversorgung Projektverantwortlicher seitens Lonza. «Wir haben einen Teil der Arbeiten bewusst in die Zeit der Werksrevision gelegt. Während der entsprechenden Wochen hatten wir etwas kleinere Lasten und so mehr Flexibilität, um einzelne Felder nötigenfalls für kurze Zeit abzuschalten.»

Eine wichtige Anforderung war, dass die alte Schutz- und Leittechnik bis zur Inbetriebsetzung der neuen Systeme parallel weiterlaufen musste. Damit wollten FMV und Lonza sicherstellen, dass alle Felder der Schaltanlage jederzeit geschützt bleiben würden.

«Lonza ist für uns ein wichtiger Kunde. Und dieses Unterwerk hat für unser Netz eine hohe Bedeutung. Entsprechend wollten wir bei diesem Projekt keine Risiken eingehen», sagt Benoît Rey, Telematik-Verantwortlicher Netzbetrieb bei FMV. Er koordinierte als Gesamtprojektleiter die Umrüstung. «Angesichts des ambitionierten Zeitplans und der Anforderungen war es naheliegend, für dieses Projekt ABB zu beauftragen. Deren Fachleute kennen die Produkte in der Anlage sehr gut, insbesondere auch das Kommunikationsprotokoll der Geräte. Damit konnten sie bis zum Abschluss der Modernisierung jederzeit den Weiterbetrieb der alten Systeme gewährleisten.»

«Lonza ist für uns ein wichtiger Kunde. Und dieses Unterwerk hat für unser Netz eine hohe Bedeutung. Entsprechend wollten wir bei diesem Projekt keine Risiken eingehen.»

Wertvolle Beratung

Die Hauptarbeiten erfolgten zwischen Mitte September und Anfang November 2017. ABB erneuerte die Sekundärtechnik mit dem Stationsautomationssytem RTU560 sowie mit Schutz- und Steuergeräten der Relion-Serie. Produkte dieses Typs stehen bereits in anderen Unterwerken von Valgrid im Einsatz.

Rey zeigt sich mit dem Projektergebnis zufrieden: «Die Zusammenarbeit mit ABB lief sehr gut. Wir haben die Verantwortlichen als kompetente Fachleute erlebt. Seitens FMV hatten wir zu Beginn ein Konzept erarbeitet. Mit den ABB-Spezialisten konnten wir dieses eingehend diskutieren und haben wertvolle Inputs erhalten. Wir fühlten uns gut beraten.»

Die installierten ABB-Lösungen sollen nun für die kommenden rund 20 Jahre die zuverlässige Überwachung, Steuerung und den Schutz des Unterwerks gewährleisten. Sie bewähren sich bisher einwandfrei: «Die laufen einfach», meint Holzer kurz und knapp dazu. Damit kann Lonza weiterhin auf eine zuverlässige Energieverteilung für den Standort in Visp bauen – und von dort aus auch künftig die Welt mit Stoffen beliefern, die dazu beitragen, das Leben von Menschen gesünder, sicherer und angenehmer zu machen.